Alexander, du begleitest Gruppen beim zehntägigen Fasten und gehst mit Ihnen auch wandern. Was haben die Gruppen davon?
Das Wandern ist die ideale Bewegungsform für Fastende. Es ist nicht zu anstrengend und sie bekommen viel frische Luft. Geras selbst ist eine interessante Kombination aus Wäldern Wiesen und Teichen. Diese Kette an Teichen, die früher zur Selbstversorgung diente, ist besonders reizvoll. Derzeit läuft eine Studie, die den Zusammenhang zwischen Fasten Bewegung und Gesundheit erforscht.
Gehen die Menschen beim Wandern lieber für sich alleine und schweigend , oder wird viel geplaudert und in Kleingruppen gegangen?
Bei der ersten Wanderung gehen wir gemeinsam, weil sich die Gruppe da erst kennenlernt. In der Mitte der zehn Tage findet dann ein „Stiller Tag“ statt und zu dessen Vorbereitung bitte ich dann die Gruppen, ein eine Wegstrecke auch alleine und schweigend zu gehen. Es gibt auch Plätze im Nationalpark Thayatal, wo die Gruppen automatisch sehr still werden. Das ist zum Beispiel am Umlaufberg der Fall. Die Aussicht ist dort atemberaubend.
Eine Wanderung wie auch eine Fastenwoche beinhalten mehrere Phasen wie z.b. Anstrengung oder Flow. Siehst du Parallelen zwischen Fasten und Wandern?
Ja, aber es ist genau umgekeht: Beim Fasten ist der erste Teil, insbesondere der zweite und dritte Tag anstrengend. Da kann es sein, dass man sich schlapp fühlt, Kopfweh bekommt oder Motivationsprobleme hat. Danach kommt eine Phase mit sehr viel Energie. Beim Wandern beginnt es eher mit dieser Unbeschwertheit und gegen Mitte oder zum Ende kommt dann die Müdigkeit.
Ist Wandern grundsätzlich ein Teil von Fasten oder ist es einfach bei deinen Kursen so?
Zweiteres. Ich habe gewusst, dass Wandern ein Sport ist, der zum Fasten passt. Und so ist die Wanderlust gemeinsam mit den Fastenwochen gekommen. Gerne gehe ich auch bis über die Grenze nach Tschechien hinüber.
Was sind deine persönlichen Liebingsorte, wenn du alleine wanderst?
Wenn ich selber wandere, gehe ich auch ins Thayatal. Ein langjähriger Favortit ist sicher die Ruine Kollmitz und das Klinger Mausoleum – das Taj Mahal des Waldviertels und neue Plätze sind meine Lieblingsplätze. Außerdem gibts noch einen sehr besonderen Ort ganz in der Nähe über die Grenze: ein jüdischer Fiedhof in Safov.
Still liegt der Stiftshof. Der Schnee dämpft zusätzlich die Geräusche.
Allen Gästen steht ein Meditationsraum zur Verfügung. Er lädt ein, in Stille zu sitzen und die Gedanken loszulassen. Eine seltene Gelegenheit, nachdem wir immer gerae irgendetwas „müssen“.
Alexander Graffi ist Fastenbegleiter und Pächter vom Gästehaus des Stiftes Geras.